Urbane Ernährungswende in Bonn: Service Learning und partizipative Projekte zur Förderung nachhaltiger Stadtentwicklung

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Durch ein Service-Learning-Seminar und praktische Exkursionen entwickeln Studierende in Bonn innovative Projekte zur Förderung nachhaltiger Stadtentwicklung und stärken die Teilhabe an Ernährungsthemen in urbanen Räumen.
Foto: Gruppe von Menschen in einem Seminarraum
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Service-Learning-Seminar „Urbane Ernährungswende – Nachhaltigkeit, Regionalität, Transformation

Im Sommersemester 2024 führte das Projekt Wertvoll NRW gemeinsam mit Dr. Juliane Dame vom Geographischen Institut der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn als Dozentin und Dr. Darya Hirsch von der BioStadt Bonn als Kooperationspartnerin das Service-Learning-Seminar „Urbane Ernährungswende – Nachhaltigkeit, Regionalität, Transformation“ durch. Ziel des Projektseminars war es, am Beispiel der Stadt Bonn die Bedeutung einer sozial-ökologischen Transformation des Ernährungssystems als Teil einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung zu herauszuarbeiten. 

Teilhabe an Ernährungsthemen in urbanen Räumen 

Ein Ansatz für eine urbane Ernährungswende kann die Gründung eines Ernährungsrates sein. Ein solcher bringt verschiedene lokale und regionale Akteure aus Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft zusammen und schafft somit eine Möglichkeit für die Teilhabe an Ernährungsthemen in urbanen Räumen. Bürger:innen werden somit näher an das Thema Lebensmittelproduktion und -wertschätzung herangeführt, was ein wichtiger Schritt hin zu mehr Ernährungssouveränität - dem Recht, seine Ernährung mitzubestimmen - ist.

Praktische Einblicke durch Exkursionen nach Köln und Bonn 

Das Service Learning wurde als Projektseminar im Bachelorstudiengang Geographie angesiedelt und richtete sich an Studierende des vierten und sechsten Fachsemesters. Ergänzt wurde das Präsenzseminar durch zwei Exkursionen: Die erste Exkursion führte die Seminargruppe nach Köln, wo es vom Ernährungsrat Köln zunächst eine Einführung zur Gründung und zum Auftrag des Vereins gab. Anschließend wurden drei Projekte des Ernährungsrats besucht. Unter anderem lernte die Seminargruppe mehr über urbane Landwirtschaft in finanziell schwachen Teilen Kölns oder auch über das Konzept des „market gardening“, bei dem auf kleiner Fläche Gemüse angebaut wird, welches anschließend direkt durch die Produzent:in vermarktet wird. Die zweite Exkursion beschäftigte sich mit Bonner Akteuren aus dem Spektrum Ernährung und beinhaltete den Besuch des Leyenhofs als Beispiel für die urbane Landwirtschaft, eine exklusive Führung durch eine der Mensen der Universität Bonn mit Informationen zu den Nachhaltigkeitsbemühungen des Studierendenwerks, sowie einen Beitrag der Initiative „foodsharing Bonn“ zu Lebensmittelverschwendung und den Problematiken zivilgesellschaftlichen Engagements. 

Studierendenprojekte: Innovative Ansätze für lokale Ernährungswende

Die insgesamt 17 Studierenden des Seminars erarbeiteten auf Grundlage der vermittelten Inhalte daraufhin in Kleingruppen selbstgewählte Projekte aus dem Themenkomplex. So beschäftigte sich eine Gruppe mit lokalen Wertschöpfungsketten am Beispiel der Apfelproduktion um Bonn; eine weitere Gruppe untersuchte das Konzept der Marktschwärmer, bei dem Verbraucher:innen online bei Höfen und Handwerksbetrieben aus der Region bestellen und ihre Lieferungen zu einer bestimmten Zeit an einem städtischen Sammelpunkt direkt bei den Produzent:innen abholen können. Die dritte Gruppe ging der Frage nach, inwiefern soziale Interaktion zu mehr Ernährungsbewusstsein beitragen kann und führte dazu Interviews mit Vertreter:innen der „Küche für alle“, foodsharing Bonn und dem Quartiersmanagement Lannesdorf. In der vierten Gruppe stand der Bildungsaspekt im Vordergrund, hier ging es um Ernährungsbildung an weiterführenden Schulen.

Gesellschaftliche Impulse und Potenziale für nachhaltige Veränderung in Bonn

Ihre Zwischenergebnisse hielten die Studierenden in Form von Postern fest und präsentierten diese lokalen Stakeholdern und interessierten Bürger:innen bei einer Abschlussveranstaltung. Abgerundet wurde der Abend durch eine Podiumsdiskussion, bei der fünf Vertreter:innen aus Wissenschaft, Stadtverwaltung, Primärproduktion, Außer-Haus-Verpflegung und Zivilgesellschaft gemeinsam mit dem Publikum darüber sprachen, wie die aktive Gestaltung der Ernährungswende in Bonn aussehen könnte. Beim anschließenden Get Together konnten die Teilnehmer:innen anregende Gespräche führen und viele neue Kontakte knüpfen. Im besten Fall können so über die Grenzen des Seminars hinweg Impulse in die Bonner Stadtgesellschaft hineingetragen werden und neue Synergien entstehen.


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